Bei den Schützen sind «sture Köpfe am Werk»

All die anlässlich der Orientierungsversammlung vom Donnerstag abgegebenen Informationen des Bezirksrates von Schlatt-Haslen wurden von einem Traktandum überschattet: Der Gang der Bezirksschützen ans Bundesgericht liegt wie ein Damoklesschwert über dem Bezirk. Der Rat hofft aber dennoch auf einen konstruktiven Prozess.

Bestens vorbereitet mit schriftlichen Unterlagen traten die Bezirksräte von Schlatt-Haslen in der «Krone» vor das zahlreich erschienene Publikum. Alle fünf berichteten aus ihren Ressorts und zeigten, dass das Team harmoniert und die Arbeit zum Wohl der Bevölkerung mit Freude gemacht wird. Dass die mit einer grossen Umfrage angestossene Veränderung der Strukturen im Bezirk ins Stocken geriet und der Sitterwanderweg aktuell wieder schubladisiert ist, wird als Teil des politischen Prozesses betrachtet. Dass aber der Beschluss der letzten Bezirksgemeinde, den Beitrag an die Schützen zu kürzen, von diesen nicht akzeptiert und bis ans Bundesgericht weitergezogen wird, sorgt für Unmut.

Verschiedene Zusammenstellungen
An seiner letzten Orientierungsversammlung als stillstehender Hauptmann berichtete Guido Brülisauer über die aktuelle Situation nach dem vor knapp 50 Wochen gefällten Grundsatzentscheid. Brülisauer meinte, dass die Sache betrüblich sei, er eigentlich viel zu sagen hätte und umfassend informieren müsste, doch dies «von den Schützen» nicht gerne gesehen werde. Fakt sei, dass der Bezirksrat an der Bezirksgemeinde wahrscheinlich – aus heutiger Sicht – falsche Zahlen präsentiert habe. Letztere basierten aber auf den von den Schützen zur Verfügung gestellten Unterlagen. Inzwischen existieren bereits sieben verschiedene Kostenzusammenstellungen der Bezirksschützen, die jüngste wurde vor zwei Wochen geliefert. Brülisauer erklärte, dass man nach wie vor auf einen konstruktiven Verlauf hoffe, obwohl die beiden Besprechungsrunden ohne greifbares Ergebnis endeten. Er bezeichnete sich und den regierenden Bezirkshauptmann Neff als «Bööli»-Männer. Der Bezirksrat könne momentan – sofern der Entscheid, das höchste Gericht anzurufen, nicht zurückgezogen werde – nur das Resultat aus Lausanne abwarten. Guido Brülisauer hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Er sagte, dass es «schön wäre, wenn wir die Schützengeschichte doch noch konstruktiv beschliessen könnten». Ansonsten fallen für den Bezirk Verfahrenskosten von bis zu 50 000 Franken sowie die Sanierungskosten der Schützenanlage an.

«Sture Köpfe am Werk»
Nach der Darstellung des Sachverhaltes von Guido Brülisauer ergriff Bruno Rechsteiner als Initiant der Kürzung des Bezirksbeitrages an die Schützen das Wort. Er erklärte, dass das Verhalten der Bezirksschützen von Respektlosigkeit gegenüber einem Entscheid des Souveräns zeuge. Für Rechsteiner ist klar, dass «sture Köpfe am Werk» sind. Er ärgerte sich, dass gar vor den Schranken in Appenzell gesagt wurde, dass sein Antrag nicht von ihm selbst, sondern vom Bezirksrat stamme und er nur vorgeschoben werde. «Diese Behauptung ist eine reine Lüge», wetterte der Initiant. Abschliessend betonte er, dass sich die Grundsatzfrage stelle, wer auf wen angewiesen sei. Trotz seiner Betroffenheit schloss er sein Votum mit der Hoffnung, dass «die Schützen ihre Sturheit ablegen». Damit war das Thema erledigt. Es folgte weder eine Rechtfertigung noch eine Entgegnung der Bezirksschützen, obwohl unter den rund 70 Anwesenden auch ein paar Mitglieder waren, unter ihnen mit Herbert Hörler auch jene Person, welche das Verfahren anstrengte.

Dorfplatzgestaltung ruht
Wesentlich ruhiger verliefen die zahlreichen Informationen über weitere Aktivitäten im Bezirk. Der regierende Bezirkshauptmann Sepp Neff informierte über die geplante Fleischgewinnungsanlage im Gebiet Münz. Aber auch die Möglichkeit der Umnutzung der kaum mehr frequentierten öffentlichen Swisscom-Telefonkabine war ein Thema. Ratsmitglied Dominik Brülisauer verkündete, dass gegen die wegen einer geforderten Anpassung überarbeitete Version des Quartierplanes «Alte Linde» keine weiteren Einsprachen eingingen und der Plan nun der Standeskommission zur Genehmigung vorgelegt werde. Betreffend dem eingezonten Bauland in der Egg war zu erfahren, dass für die geplante Zufahrt noch kein Kostenverteiler vorliege, weil diesbezüglich unterschiedliche Vorstellungen existieren. Dominik Brülisauer erklärte, dass die Frage im Raum stehe, wer in welchem Umfang von der Zufahrt ab der Staatsstrasse über den Dorfplatz profitiere. Nebenbei erfuhr die Versammlung, dass die 2004 von Schulrat und Kirchenrat angeregte Dorfplatzgestaltung vom Bezirksrat ad acta gelegt wurde. Die einst dafür vorgesehenen Mittel (160 000 Franken) des Bezirks sind bei diesem nicht mehr reserviert. Das Projekt verschlang etwa 30 000 Franken. Gemäss Guido Brülisauer wollen Kirchenrat und Schulrat das Anliegen selbst in die Hand nehmen.

Wasserversorgung auf Kurs
Bezirksrat Albert Sutter schaute ausführlich auf die Erneuerung des Wasserversorgungsnetzes. Für das Projekt wurden im vergangenen Amtsjahr rund 270 000 Franken investiert. Am kommenden Dienstag ist Offertöffnung für das rund 900 m lange Teilprojekt vom Reservoir Buchen via Göbsistrasse zum Ebnet. Sutter hofft, dass die Kosten unter den berechneten 440 000 Franken zu liegen kommen. Weitere 280 000 Franken sind für eine neue Prozesssteuerung vorgesehen. Schliesslich verdankte Albert Sutter noch die grosse Arbeit des nach 25 Jahren demissionierenden «Wasser-Kassiers» Albert Brülisauer.

Erfreuliche Projekte
Als ausserordentlich erfreulich bezeichnete Guido Brülisauer die unlängst von Zivilschutzangehörigen verschiedenenorts im Bezirk realisierten Projekte. Er lobte die hervorragende Arbeit, welche die Bezirkskasse nur mit Material- und Verpflegungskosten belasten. Ebenfalls stellte der stillstehende Hauptmann fest, dass die Vorbereitung des an der letzten Bezirksgemeinde beschlossenen Kaufs der Armeeanlage Kästlis zwar mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen habe und die Verschreibung daher wohl erst im neuen Amtsjahr erfolgen werde. Brülisauer zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Vertrag mit dem heuer jubilierenden Verein Festungsmuseum Heldsberg, dem die Anlage zum Betrieb überlassen werden soll, voraussichtlich noch vor der Landsgemeinde unterzeichnet wird.

Absage an den Tourismus
Obwohl bei «unterschiedlicher Begeisterung » von allen Grundeigentümern mündliche Zusagen vorlagen, musste das von den Tourismusverantwortlichen befürwortete Projekt des Sitterwanderweges von Appenzell nach Haslen wieder «zurück in die Schublade» gelegt werden. Er ist einer der geplanten Talwanderwege, welche einen wesentlichen Beitrag dazu leisten sollen, dass Innerrhoden seine Position als Wanderdestination auch für Senioren stärken kann. Guido Brülisauer bedauerte an der Versammlung, dass eine kleine Zahl Bodenbesitzer dem Beispiel eines einzelnen folgten und die Unterschrift verweigerten. Er hofft aber, dass «der oder die Nächste im Bezirksrat mehr Glück hat», wenn es darum geht, dem Vorhaben doch noch zum Durchbruch zu verhelfen.

Ordentliches Archiv
Abschliessend zeigte der nach vier Jahren demissionierende Brülisauer auf, wie sich die Ablage und das Archiv des Bezirks im Vergleich zu früher aktuell präsentiert. Dank dem Einsatz von Bezirkssekretätin Ruth Gmünder und in Zusammenarbeit mit dem Kanton, vertreten durch Jérôme Wagner und Silvio Frefel, entstand eine bereinigte Ablage, mit der auf alle Bezirksdokumente nicht nur elektronisch, sondern auch physisch leicht zugegriffen werden kann. Anfänglich als «kleine Aufgabe» taxiert, entwickelte sich das Vorhaben schliesslich zu einem zeitintensiven Projekt. Nicht nur bezogen auf das Archiv erklärte Guido Brülisauer abschliessend, dass der Bezirk Schlatt-Haslen «gut da stehe». In der für ihn eigenen Art meinte der Scheidende schliesslich, dass jene, welche dies anders sehen, sich überlegen sollten, ob man selbst dafür verantwortlich sei.

 

Text & Bild: Hans Ulrich Gantenbein, App. Volksfreund

Wahlen in den Bezirksrat: «Schlatterin» gesucht

Am Schluss der Veranstaltung wurde noch ein Blick auf die bevorstehenden Wahlen an der Bezirksgemeinde geworfen. Nachdem die Rücktritte der Bezirksräte Guido Brülisauer (stillstehender Hauptmann) und Regula Wild (Finanzen und Soziales) feststehen, konnte bislang mit Matthias Renn erst ein Kandidat gefunden werden. Obwohl sich der Rat selbst konstituiert, wäre Renn daran interessiert, die Bezirkskasse zu führen. Noch keine Kandidatur existiert für das Ressort «Strassen, Wanderwege, Flurkommission». Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung erklärte Bezirkshauptmann Neff gegenüber dem Berichterstatter, dass es für den Rat ideal wäre, wenn noch eine weibliche Person aus dem Gebiet von Schlatt gefunden würde. Als stillstehender Hauptmann kandidiert Bezirksrat Dominik Brülisauer. Nach dem Wegzug von Remo Broger (Ersatzmitglied in der Rechnungsprüfungskommission) in den Bezirk Appenzell und dem Tod von Christian Manser (RPK-Präsident), stellt sich Gabriela Rechsteiner nicht nur zur Wahl ins Gremium, sondern auch als deren Präsidentin zur Verfügung. Als Ersatzmitglied kandidiert Simon Hörler. Für Grossrat Ruedi Huber (Wahljahr 2013) stellt sich Bezirksrat Albert Sutter zur Wahl ins kantonale Parlament.

 

Nachdem eine Einsprache behoben und der Quartierplan «alte Linde» in angepasster Form erneut öffentlich auflag, ohne dass Einsprachen eingingen, kann er von der Standeskommission verabschiedet werden.
Nachdem eine Einsprache behoben und der Quartierplan «alte Linde» in angepasster Form erneut öffentlich auflag, ohne dass Einsprachen eingingen, kann er von der Standeskommission verabschiedet werden.

45 Franken pro Kopf

Mit einem Antrag an der Bezirksgemeinde soll die örtliche Feuerwehr für 49 000 Franken neue Schutzkleider erhalten. Kommandant Magnus Gächter begründete die Notwendigkeit. Zwei Kameraden stellten die aktuell noch genutzte und die neue Schutzkleidung im Saal vor. Der dafür verantwortliche Bezirksrat Alfred Sutter erklärte, dass die Anschaffung umgerechnet auf die Zahl der Einwohner Kosten von nur gerade 45 Franken pro Kopf verursache. Weiter wurde bekannt, dass 2018 die Atemschutzgeräte der Feuerwehr revidiert und über die laufende Rechnung neue Stiefel sowie Pager angeschafft werden.

 

Kredit für Strassensanierung

Guido Brülisauer als Ressortverantwortlicher für das Strassenwesen im Bezirk stellte die Strassensanierungsprojekte Burgfeld-Nebler (320 m; Bezirk) und Nebler-Schwizerhus (900 m; Flurgenossenschaft) vor. Während die Sanierung ersterer mit rund 120 000 Franken zu Lasten der Bezirksrechnung budgetiert ist (ein Vollausbau würde rund 365 000 Franken kosten), wurde für die Flurstrasse ein Aufwand von 0,464 Millionen Franken berechnet. Die Bezirksgemeinde hat über einen Beitrag in der Höhe von rund 66 000 Franken an das Projekt zu befinden. Genossenschaftspräsident Pius Neff informierte über die dringende Sanierung des in den Jahren 1983/84 realisierten Bauwerkes. Er verwies darauf, dass die Totalsanierung wie angedacht ausgeführt werden müsse, bevor es zu einem noch teureren Totalschaden der Strasse komme. Er hofft auf die Unterstützung des Bezirks. Alfred Sutter informierte noch über die Sanierung des Strassenabschnittes Tannenhaus- Ebnet. Diese beginnt am 1. Mai dieses Jahres, dauert etwa zwei Monate und wurde für 378 000 Franken und damit 22 000 Franken günstiger als budgetiert vergeben. Die Anstösser müssen mit Sperrungen der Zufahrt rechnen, es dürfen aber Parkplätze beim Dorfplatz und bei der Kirche benutzt werden. 

Fusion zum Einheitsbezirk «auf Eis gelegt»

Zu Beginn der Orientierungsversammlung verwies der regierende Bezirkshauptmann Sepp Neff beim Blick auf aktuelle Geschäfte und auf das zu Ende gehende Amtsjahr darauf, dass die erfolgreich durchgeführte und ausgewertete Umfrage zur Bezirkszukunft momentan keine weitergehende Aufgaben für den Bezirksrat auslöst. Die beiden Schulgemeinden von Haslen und von Schlatt stellen sich gegen eine Fusion. Damit entfällt auch die Basis, dass eine Schule Schlatt-Haslen Teil eines mit einem Ressort Schule erweiterten Einheitsbezirks (analog Oberegg) würde. Der finanzielle und personelle Druck, einen Zusammenschluss zu realisieren, scheint momentan zu gering zu sein. In der allgemeinen Umfrage wurde das grosse Thema des letzten Sommers zwar nochmals von einem Stimmberechtigten thematisiert. Doch solange von der Basis her kein Anstoss kommt, bleibt es beim Status quo und die Auswertung der mit viel Resonanz durchgeführten Umfrage wird «schubladisiert».

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