Matthias Renn ist neuer regierender Hauptmann
Einmütig oder mit deutlicher Mehrheit hat die Bezirksgemeinde Schlatt-Haslen in der Kirche von Haslen Rechnung und Steuerfuss verabschiedet. Einstimmig wurde Matthias Renn neuer regierender Bezirkshauptmann, knapp unterlag Kandidat Pius Neff Mitbewerber René Rechsteiner in der Bezirksratsersatzwahl.
Die Musikgesellschaft Haslen spielte am Sonntag zur Bezirksgemeinde von Schlatt-Haslen vor der Kirche auf und nach der siebenminütigen Bezirksmendlegemeinde auch hinter der «Krone» zum Apéro. Der scheidende regierende Bezirkshauptmann Dominik Brülisauer stellte nach seinem letzten Eröffnungswort um 13.10 Uhr die Bezirksgemeinde unter den Machtschutz Gottes, die der neue regierende Hauptmann nur 29 Minuten später schloss.
Steuerfuss mit grossem Mehr gebilligt
Dominik Brülisauer präsentierte im ersten Traktandum die Rechnungsabschlüsse. Bei einem Ertrag von 870 265 Franken und einem Aufwand von 987 517 Franken schloss die Rechnung des Bezirks mit einem Rückschlag von 117 252 Franken, womit sich das Eigenkapital des Bezirks Schlatt-Haslen auf 858 887 Franken verminderte. Die Löschkasse beendete das Rechnungsjahr 2023 bei einem Ertrag von 151 550 Franken und einem Aufwand von 95 407 Franken mit einem Plus von 56 143 Franken, was deren Eigenkapital auf 136 708 Franken ansteigen liess. Auch das Eigenkapital der Wasserversorgung Haslen-Engenhütten wuchs erneut um 53 279 Franken auf 166 913 Franken. Dies bei einem Ertrag von 187 771 Franken gegenüber Aufwendungen von 125 492 Franken. Einstimmig passierte die seitens der Rechnungsprüfungskommission von deren Präsidentin Gabriela Rechsteiner beantragte Abnahme der Rechnung und Decharge den Bezirksrat. Die Beibehaltung des Steuerfusses auf 20 Prozent wurde unter Traktandum drei ohne Diskussion, jedoch «nur» mit grossem Mehr angenommen.
Ruhige und rasche Kampfwahl
Mit etwas Nervosität war es zuvor an die Wahlgeschäfte gegangen. Weder Moses noch Elias hörte auf seinem erhöhten Sitz die Nennung eines Sprengkandidaten, als Wilfried Segmüller als stillstehender Hauptmann die Wahl des regierenden Hauptmanns vornahm. Einstimmig sprach die Gemeinde dem vor einem Jahrzehnt zugezogenen Matthias Renn das Vertrauen aus. Er übernahm die Leitung der weiteren Wahlgeschäfte. Wilfried Segmüller wurde als stillstehender Hauptmann bestätigt, ebenso Albert Broger und Christina Sutter als Bezirksräte. Zwei Mal fragte Matthias Renn nach den Namen der Kandidaturen für die Ersatzwahl in den Bezirksrat, denn das erste Mal waren beide Namen gleichzeitig gerufen worden. Es waren – wenig überraschend – René Rechsteiner, Linde, und Pius Neff, Gehrenberg. Wessen Mehr dann das grössere war, wollte der frischgewählte Hauptmann nicht eigenmächtig entscheiden und zog den stillstehenden Hauptmann und auch die beiden Bezirksräte bei. Acht Augen waren sich sodann einig: René Rechsteiner vereinigte die grössere Zahl der Stimmen hinter sich.
Alle Bisherigen bestätigt
Einstimmig und diskussionslos wurde auch die Rechnungsprüfungskommission bestätigt: Gabriela Rechsteiner (Präsidentin) sowie Luzia Keller und Simon Hörler. Ebenso René Schmid für das Bezirksgericht und Peter Sutter als Vermittler. Matthias Renn gratulierte allen Gewählten und Bestätigten und wünschte ihnen glückliches Gelingen in ihren Ämtern.
Rücksicht vor Ge- und Verboten
Vor Beginn der Versammlung erinnerte Dominik Brülisauer in einer staatsmännischen Einleitung an Freiheit und Selbstbestimmung als Werte der Lebensgestaltung. Diese seien von den Vordern erstritten worden und keineswegs selbstverständlich. Durch kluge Verwaltung sei der Wohlstand gestiegen. Aber wo jeder frei sein wolle und selbstbestimmt, seien Interessenskonflikte vorprogrammiert. Diesen mit Ver- und Geboten Schranken zu setzen, sei sicher nicht falsch, aber auch auf Bezirksebene gelte es darüber hinaus, Rücksicht zu üben. Darin sieht der scheidende Hauptmann die Hauptaufgabe eines Bezirksrates.
Selbst bellende Blässe verstummten
Er werde sich bei der Verabschiedung von Dominik Brülisauer kürzer fassen als der «Appenzeller Volksfreund», leitete Wilfried Segmüller die Würdigung ein. 2016 habe Dominik das Kommando der Feuerwehr abgegeben, um die neue Aufgabe im Bezirksrat zu übernehmen, in dem der Baufachmann, der Baupläne in der Tiefe zu verstehen wisse, dann 2018 zum stillstehenden Hauptmann aufstieg. Dass sich Brülisauer 2021 für das Amt des regierenden Hauptmanns zur Verfügung gestellt hatte, bezeichnete Segmüller rückblickend als weise Entscheidung. Er führte den Bezirksrat mit ruhiger Hand, wusste die Geschäfte geschickt der Bevölkerung zu vermitteln und genoss in hohem Mass deren Vertrauen. Stets habe er im richtigen Moment sein «i globe, jez stimmed mee aab» eingebracht. Als Beispiel für das ruhige und offene Auftreten Brülisauers als Hauptmann fügte Segmüller eine Anekdote an. Dabei ging es um Beschwerden gegen Appenzeller Hunde, welche wandernde Landsleute unnötig anbellten, bei Brülisauers Augenschein vor Ort aber zutraulich schwiegen, gerade so, als würden sie instinktiv fühlen: Hier kommt der Bezirkshauptmann – der Regierende!
Text & Bild: Appenzeller Volksfreund