«Hasler Helden» liessen hinter Kulissen blicken

 

Laiendarsteller aus Schlatt-Haslen und der Regisseur Victor Rohner gaben in einer Fragerunde Eindrücke vom Entstehen des Films «Hölde, die stillen Helden vom Säntis». Die Aufführung in der Turnhalle Haslen war ein Publikumsmagnet.

«Du wörisch gschider emol en rechte Film mache, wennd scho all im Alpstee onderwegs bisch», habe er sich vielfach anhören müssen, sagte Regisseur Victor Rohner. Er gab damit unter Gelächter einen seiner Beweggründe preis, um mit Dreharbeiten für einen Film über die Säntisträger zu beginnen. Doch von Anfang: In der Turnhalle Haslen wurde am Sonntag, 5. Januar, «Die stillen Helden vom Säntis» vor über 200 Personen aufgeführt. «Und heute kommen die Hasler Helden zu Wort», kündigte Bezirkshauptmann Matthias Renn in seiner Ansprache an. Nach der bildgewaltigen Dokumentation über den Ostschweizer Hausberg und seine Geschichte als Wetterstation – eine Geschichte, die untrennbar mit den Säntisträgern verbunden ist – führte Renn gekonnt durch eine kurzweilige Fragerunde mit Schauspielern aus dem Bezirk und dem Regisseur.

Die Sherpas vom Alpstein
«Die Sherpas im Himalaya sind ein Begriff», erklärte Rohner auf dem Podium: «Mir war es aber ein Anliegen, ein weit weniger bekanntes Pendant, nämlich die Bergträger vom Alpstein, zu zeigen.» Ausserdem war er enttäuscht von der bisherigen filmischen Aufarbeitung des Doppelmordes auf dem Säntis. Diese sei auf dem Pilatus und alles andere als faktengetreu gedreht worden, so Rohner.

Anschliessend kam Sepp Brülisauer zu Wort. Er spielt im Dokudrama den Chef der Säntisträger. Brülisauer sorgte für Lacher im Saal, als er auf die Frage, wie es sich als Star lebe, antwortete: «Gut, solange ich tun und lassen kann, was ich will.» Auch das Nachhaken, wie er sich erklären könne, dass er eine Hauptrolle ergatterte, parierte Brülisauer mit trockenem Humor und träf: «Scheinbar war ich der Beste.» Mehr liess sich Daniela Sutter entlocken. Sie erzählte von ihren Erfahrungen bei den Dreharbeiten für eine Wirtshausszene: «Es war spannend, wie wir für die Kamera hergerichtet wurden. Aber nach über drei Stunden am Set war meine Geduld dann doch am Ende.» Sie belustigte das aufmerksame Publikum, als sie schilderte, wie die Szene möglichst authentisch gemacht wurde: «D'Manne hend en Stompe öbercho ond möse rauche.»

Geduld verlangt
Thomas Brülisauer, er spielt den Sohn des Chefs, zeigte sich bei seinen Ausführungen beeindruckt von den Schneemassen und Vereisungen auf dem Gipfel: «Ich war im Winter noch nie auf dem Säntis. Das war ein Highlight für mich.» Und mit einem Schmunzeln fügte er an: «Me hend zwor bim Drölle e Wiili scho eebe gfroore.»

Daraufhin reichte Renn das Mikrofon nochmals Sepp Brülisauer. Auch er gab eine Anekdote zum Thema Ausdauer zum Besten: «Ich musste etwa 19-mal mit einem Maultier aus dem Stall rauslaufen, bis die Einstellung im Kasten war – im Film kommt allerdings nichts davon vor.» Worauf Evelyn Rechsteiner einhakte: «Ich habe mir nicht vorstellen können, was am Schluss rauskommt. Die Dreharbeiten waren irgendwie surreal.» Es sei nicht auszumalen gewesen, was aus all dem Filmmaterial werde, und sie habe nun grosse Freude am fertigen Streifen.

 
Daniela Sutter, Evelyn Rechsteiner, Hans Fässler, Moderator Matthias Renn, Regisseur Victor Rohner, Thomas Brülisauer und Sepp Brülisauer (von links) bestritten die Fragerunde
 

Der Aufwand hat sich gelohnt
Hans Fässler, er mimt ebenfalls einen Träger, fasste die Arbeiten am Set wie folgt zusammen: «Hüt mönds globs nomme mit Filmrolle spare wie früehner.» Er erheiterte mit der Darstellung, wie x-fach dieselbe Szene gespielt werden musste, bis die Kamera alles aus jeder erdenklichen Perspektive aufgenommen hatte. «Einmal waren wir und die Crew in Meglisalp zum Zmittag angemeldet. Um halb zwölf befanden wir uns aber immer noch in Wasserauen beim Dreh», blickte er auf die langwierigen Arbeiten zurück. Doch es habe sich gelohnt. Denn zufrieden resümierte Fässler, es sei ein wunderschöner Film entstanden. Ein Kompliment, das vom Erfolg der Doku bestätigt wird.

Mehrwert dank Laien statt Stars
Rohner verriet zum Schluss, dass vier Wochen nach der Premiere schon über 30’000 Kinobillette verkauft waren: «Der Film kommt gut an. Und das ist auch ein Verdienst der Theatergesellschaft Appenzell.» Diese leistete laut Rohner einen unglaublichen Job: «Wir hatten nur anderthalb Profis beim Dreh. Den Rest stemmten ganz normale Leute, keine Stars. Das war herrlich – und ein Mehrwert für den Film, der dadurch sehr authentisch wurde.» 200 Stunden Filmmaterial seien eingefangen worden, sagte der Regisseur weiter.

Als Dankeschön für die «lokalen Helden» habe er sich bei den Filmverleihern stark gemacht für die Vorführung in Haslen. Es war eine Ausnahmebewilligung nötig, da der Streifen zurzeit Kinos vorbehalten ist. «Die Innerrhoder gehen nicht aus ihrem wunderbaren Kanton, um den Film zu sehen», habe er argumentiert und damit grünes Licht bekommen, freute sich Rohner – und mit ihm ein dankbares Publikum.


Text & Bild: Appenzeller Volksfreund, Matthias Brülisauer

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