Schlatt-Haslen zieht «den Stecker» / Bezirksschützen erhalten fortan zehn Prozent ihrer ausgewiesenen Kosten
Mit 63 zu 44 Stimmen hiess die Bezirksgemeinde Schlatt-Haslen einen Antrag gut, der die Beiträge des Bezirks an die Schützen auf zehn Prozent der ausgewiesenen Kosten beschränkt. Es musste gezählt werden.
Es mag an diesem Antrag von Bruno Rechsteiner gelegen haben, dass die Kirche Schlatt fast bis auf den letzten Platz besetzt war am Sonntag. Im Vorfeld gingen die Wogen hoch, denn die Schützen befürchten mit dem Bezirksrat, dass die Begrenzung der öffentlichen Gelder die Zukunft des Vereins gefährden könnte. Der Initiant führte aus, über die vergangenen zwölf Jahre habe man den Schützen im Durchschnitt 8750 Franken zugewiesen; andere Hobbys würden nicht so grosszügig unterstützt. Und nun kämen weit höhere Kosten auf den Bezirk zu. Für das Obligatorische und das Feldschiessen, welche in die Zuständigkeit des Bezirks fallen, würden nur zehn Prozent der Schiesszeiten aufgewendet. Es gehöre «eine gehörige Portion Frechheit» dazu, dem Gemeinwesen fast nach Belieben auf der Kasse zu knien.
Gegner der Zehn-Prozent-Klausel machten geltend, die Schützen würden sich auch ausserhalb der Schiessanlage für das Gemeinwohl einsetzen. Seit 2000 habe der Bezirk unter dem Titel Freizeit, Kultur und Sport 1,150 Mio. Franken aufgewendet – nicht nur für das Schiesswesen. Der Bezirk müsse den Pflichtschützen eine Möglichkeit bieten, das Bundesprogramm und das Feldschiessen zu absolvieren.
Vizehauptmann Guido Brülisauer merkte an, aktuell seien dreissig Pflichtschützen im Bezirk heimisch. Man könnte Kosten sparen, indem man die Scheibenzahl reduziert. Auch ein Ausweichen nach Gonten oder Eggerstanden wäre zu prüfen. Letzteres könne den Bezirk teurer zu stehen kommen als der aktuelle Betrieb, wurde gewarnt. Auch wäre es unerhört, aus Nostalgie einen Bunker zu kaufen und gleichzeitig den Schützen «den Stecker zu ziehen». Nach längerem Hin und Her über unterschiedliche Zahlen musste nach zweimaligem Ausmehren gezählt werden. Der Antrag fand eine deutlichere Mehrheit als angenommen.
Ja zum Bunkerkauf
Breite Zustimmung erhielt der Kreditantrag von 40 000 Franken zum Kauf der Bunkeranlage Kästlis. Das Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges soll in den Besitz des Bezirks übergehen. Er wird sie dem Verein «Festungsmuseum Heldsberg, St. Margrethen» zur Verfügung stellen, der hier eine Zweigstelle einrichten wird. Es wurde ein Mietvertrag auf zehn Jahre ausgehandelt mit Möglichkeit auf Verlängerung. Sollte der Bunker dereinst keinen Verwendungszweck mehr haben, müsse er ausgeräumt und zugemauert, nicht aber rückgebaut werden, versicherte der Hauptmann. Folgekosten seien aus dem Entscheid nicht zu erwarten.
Rechnung 2016 und Wahlen
Einstimmig genehmigt wurde die Bezirksrechnung 2016, die bei Einnahmen von 797 000 Franken mit einem Überschuss von 132 000 Franken abschloss. Auch das Ergebnis der Löschkasse und die Rechnung der Wasserversorgung gaben keinen Anlass zu Wortmeldungen. Der Steuerfuss wurde wie bisher bei 22 Prozent belassen.
Sämtliche Mitglieder des Bezirksrates, allen voran Hauptmann Sepp Neff und Vizehauptmann Guido Brülisauer, wurden ohne Gegenvorschlag im Amt bestätigt, ebenso die Mitglieder der RPK. Als Nachfolgerin von Ernst Rüesch, dessen zehnjähriges Wirken als Vermittler verdankt wurde, beliebte Dorothee Gmünder. Als Vermittler-Stellvertreter obsiegte Stefan Neff über Walter Rempfler.
Wie sieht die Zukunft aus?
Hauptmann Sepp Neff sprach in seiner Begrüssung das Nein der Landsgemeinde zur Initiative von Rolf Inauen nicht ohne Bedauern an. Es zwinge den Bezirk zur Frage: «Wie machen wir weiter?». Doch er blicke mit Zuversicht in die Zukunft, denn viele junge Gesichter seien an der Orientierungs- und jetzt an der Gemeindeversammlung anzutreffen. Die anstehende Überarbeitung des Bezirksreglements biete Gelegenheit, die eigenen Strukturen zu festigen. Wenn das Überleben dereinst infrage gestellt werde, wäre ein Zusammenschluss mit Appenzell oder Gonten zu prüfen. Er, Sepp Neff, gebe der Option den Vorzug, dass «wir die Arbeit selber tun und es so machen, wie es uns passt.»
Text & Bild: App. Volksfreund, Rolf Rechsteiner