Kulturgüterschutz in Kirche Haslen

Zivilschutzorganisation Appenzell wurden in der Kirche Maria Hilf in Haslen sämtliche Kulturgüter elektronisch erfasst. Aus den Daten ergibt sich eine Strategie für den Rettungseinsatz etwa bei einem Brand.

Kirchen, Museen, historische Gebäude – sie alle stehen im Fokus des Kulturgüterschutzes, der inzwischen gesetzlich verankert ist. Und sie alle fürchten das Feuer, denn sie bergen Schätze, die in aller Regel unwiederbringlich sind. Wirksamer Schutz aber gründet auf intimer Sachkenntnis aller Beteiligten. Man muss wissen, was da ist und die Kostbarkeiten von Glitzerwerk unterscheiden können. Es braucht ein verlässliches Inventar.

Gewissenhafte Datenaufnahme
Genau diese Aufgabe hat die Gruppe Kulturgüterschutz (KGS) um Korporal Christian Gähwiler am 17. November wahrgenommen. In enger Zusammenarbeit mit Mesmerin Maria Koller und unter Mitwirkung des Feuerwehrkommandanten wurden die Kostbarkeiten der Kirche Maria Hilf fotografiert. Die Bilder wurden mit Daten hinterlegt, die primär das historische Wissen der Pfarrei spiegeln. Die wertvollsten Stücke sind von der Denkmalpflege längst bezeichnet – man kennt ihre Bedeutung und ihren Wert.Doch bei einer allfälligen Rettungsaktion sind weitere Angaben von Bedeutung: Wie ist das Objekt zugänglich? Wie ist es befestigt? Wie schwer ist es, und wie viele Leute werden benötigt, um es ohne Schaden bergen zu können? Man denke etwa an das grosse Gnadenbild im Seitenaltar. Da ist buchstäblich «ein Mann kein Mann», wie es bei Militär und Polizei sprichwörtlich heisst.

Grundlagen für Einsatzplanung
Nicht zu vergessen sind natürlich all jene Dinge, die dem Kirchenbesucher nicht vertraut sind: Statuen, Kruzifixe, der Kirchenschatz – kurz jene Dinge, die nicht oder selten in Gebrauch sind und deshalb unter Verschluss gehalten werden. Zu wissen, was es ist und wo man es finden kann, ist matchentscheidend. Das schiesst natürlich mit ein, rasch Zugang zu den Schlüsseln zu haben. Objektblätter wurden erstellt, die genau diese Sachverhalte übersichtlich darstellen. Beschrieben sei ein solches am Beispiel des Kreuzwegs, der zu beiden Seiten je hälftig im Kirchenschiff angebracht ist. Die Gruppe KGS klassiert die vierzehn geschnitzten Reliefs mit «Priorität 2». Die Stationen sind rund 50 kg schwer und an Haken aufgehängt. Zwei Mann mit Leiter sind erforderlich, um sie zu bergen.

Strategien sind gefragt
Die Datenblätter wurden inzwischen zu einem regelrechten Strategiepapier (Einsatzpläne) aufgearbeitet. Zwei Exemplare liegen beim Feuerwehrkommando, eines bie der Mesmerin; ein weiteres wird bei der ZSO Appenzell hinterlegt. Es ist nun Sache der Feuerwehr, das neu gewonnene Wissen in die Übungen einzubauen. Zumindest die Kader müssen das Handbuch kennen und ihre Anordnungen anhand der Prioritätenliste treffen. Es wäre verheerend, wenn die kostbarsten Gegenstände ein Raum der Flammmen würden, weil sich die Mannschaft mit der Rettung dessen beschäftigt, was am einfachsten greifbar und beweglich ist.

Eine dankbare Aufgabe
Die Aufnahme der Kulturgüter in der Kirche Haslen sei für Innerrhoden ein Pilotprojekt gewesen, sagt Gruppenführer Christian Gähwiler. Er habe aber «das Rad nicht neu erfinden müssen», sondern im Grundkurs in St Gallen erworbenes Wissen anwenden können. Für die Aufgabe könne er sich echt begeistern, denn er habe schon von Kindesbeinen an Freude an schönen Dingen gehabt. Nun stehe ihm der Weg offen zur Weiterbildung; ein Nachdiplom als Chef KGS ist für ihn ein erstrebenswertes Ziel. Wie wertvoll dieser «Dienst am Kunden» ist, zeigt sich mehrfach. Einerseits hätten bereits mehrere Pfarreien angefragt, ob sie ebenfalls in den Genuss einer Datenaufnahme kommen könnten, freut sich Gähwiler. Der Einsatz habe sich offenbar schnell herumgesprochen. Andererseits hat sich die Feuerwehr Schlatt–Haslen im Gemeindeblättli «aktuelles» in aller Form bedankt: «Trotz der Hoffnung, die Pläne nie gebrauchen zu müssen, sind wir dankbar, dass die Kirche Maria Hilf von den Herren des KGS aufgenommen wurde.»Die auf der Datenerhebung basierenden Einsatzpläne könnten für die Feuerwehr und die ganze Bevölkerung von grossem Nutzen sein, heisst es weiter und: «Die grösste Gefahr für antike und wertvolle Güter wären Rauch, Wasser und Hitze». Auch daran ist also zu denken: Bei einem Dachstockbrand könnte das Gnadenbild von 1649 durch Löschwasser ruiniert werden, wenn die Prioritätenliste ausser Acht gelassen wird.

Text & Bild: Rolf Rechsteiner, App. Volksfreund

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