Hoffnung für Menschen in der Not – Weihnachtsspiel der Schule Haslen


«De Stammtisch», so hiess das Weihnachtsspiel, das am Sonntagnachmittag in der Schule Haslen aufgeführt wurde. Das von Patrick Huber verfasste Stück wurde durch das Lehrerteam umgeschrieben und es wurden auch lokale Themen aufgegriffen. Ein Stück, das zum Nachdenken, aber auch zum Lachen anregte.

Ort des Geschehens ist das Hotel–Restaurant «Rössli» in Haslen, wo am Stammtisch heftig über aktuelle Themen diskutiert wird. So zum Beispiel über das Wetter oder den Bau des Trottoirs in Richtung Teufen. «I globe sie hend ös vegesse. Hasle isch halt ebe wiit eweg vo Appezöll», wird am Stammtisch geklagt. «Gut Ding will Weile haben» sagt einer und fügt noch hinzu: «Mengsmol bruchts halt e chlii Geduld».Den Aufruf eines Stammtischlers, doch einmal zufrieden zu sein und zu schätzen, dass wir den Frieden haben, unterstreicht der Schülerchor mit dem Lied «Me hend e schös Ländli».

Frauen und Männer diskutieren
An den zwei Stammtischrunden diskutieren Frauen und Männer weitere Dorfthemen – etwa über den Kirchenchor, der aufgelöst werden musste, oder über die geplante Dorfplatzgestaltung in Haslen. Es geht in den Gesprächen zudem um den ganzen Weihnachtsstress, der jedes Jahr noch früher beginnt – so scheint es zumindest – oder, dass viele Leute das Gefühl haben zu verhungern, wenn es an Weihnachten einmal drei Sonntage hintereinander gibt.Dann kommt die Kernbotschaft des diesjährigen Hasler Weihnachtsspieles, als es um das Ausländer– beziehungsweise Flüchtlingsthema geht. Eine Serviertochter aus Ex–Jugoslawien wird grade noch so angestellt, obwohl der Wirt eigentlich «e Öserigi» haben wollte. Doch sie macht ihre Sache gut und darf bleiben.

Auf der Suche nach Unterkunft
Dann erscheint im Wirtshaus eine ärmlich gekleidete Familie aus Algerien. Die Mutter ist schwanger. Die Familie sucht eine Unterkunft. Den geforderten Betrag für das Zimmer vermögen die Flüchtlinge nicht. Am Stammtisch wird heftig diskutiert. Eine Frau meint: «Eenersiits isch Wiehnacht. Do sött me doch fö söttig Flüchtling e Heez ha. Anderesiits tascht mit dene Flüchtling nöd z’grosszügig see, sös chönd all gad no mee».Schliesslich darf die Familie ins Zimmer der Serviertochter aus Ex–Jugoslawien und die Mutter bekommt hier das Kind. Währenddessen tauchen zwei Polizisten auf und wollen die Flüchtlingsfamilie mitnehmen.

Ein Happy End
Dank einem Radioreporter gibt es dann doch noch ein Happy End. Alle, die vorher den Flüchtlingen nicht helfen wollten, schmücken sich nun mit fremden Federn. Sogar die Polizisten brüsten sich nun als «dein Freund und Helfer» und plötzlich – weil eben das Radio zugegen ist – helfen nun alle der Flüchtlingsfamilie. Der abschliessende Appell der wirklichen Helferin lautet: «Ich hoffe, dass diese Hilfsbereitschaft auch dann noch vorhanden ist, wenn das Radio nicht mehr hier ist, wenn die guten Taten nicht live in alle Welt hinausgesendet werden. Es gibt überall und jeden Tag Situationen, wo Hilfsbereitschaft notwendig ist. Weihnachten ist nicht nur hier und heute – Weihnachten sollte jeden Tag sein».

Eine schöne Tradition
Die Kinder vom Schulhaus Haslen zeigten ein beeindruckendes Weihnachtsspiel, in dem auch Platz für bekannte Weihnachtslieder war. Dazu spielten verschiedene Instrumentalisten. Der jüngste «Schauspieler» auf der Bühne war an diesem Nachmittag der erst zehn Monate alte Luan Bekteshi. Schulratspräsident Marc Rechsteiner bezeichnete das Weihnachtsspiel als schöne Tradition und er bedankte sich bei allen Beteiligten für das Engagement. Mit einem Gedicht von Max Feigenwinter rundete er den Nachmittag ab. In diesem heisst es unter anderem: «Wenn wir alle einander helfen, miteinander reden, aufeinander hören, voneinander lernen, füreinander da sind, geht manches leichter, wird Neues möglich».

Text & Bild: Appenzeller Volksfreund

Ausnahmsweise war für einmal der Stammtisch auf der Bühne im Schulhaus Haslen

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