Bezirk Schlatt-Haslen spürt Aufwind

Am Dienstagabend fanden sich rund siebzig Personen zur Orientierungsversammlung in der Krone Haslen ein. Eingeladen hatte der Bezirksrat, um den Stand der Dinge zu erläutern und «Meinungen abzuholen», wie Hauptmann Sepp Neff erklärte.

Neff zeigte sich angenehm überrascht über den Publikumsaufmarsch. Er sei sich bewusst, dass die Orientierungsversammlung im April «mehr Fleisch am Knochen haben werde», da erst dann konkrete Abstimmungsvorlagen zu diskutieren sind. Die hohe Präsenz beweise, dass die Geschicke des Bezirks den Einwohnern nicht egal seien. «Ein gutes Zeichen angesichts der Turbulenzen, die wir hinter uns haben», freute sich Neff.

Dorfplatz im Zentrum
Vizehauptmann Guido Brülisauer, Ressortleiter Strassen und Wanderwege, listete zunächst erfolgreich abgeschlossene Projekte auf und gab seiner Freude da­rüber Ausdruck, dass in zwei Fällen unter Kostenvoranschlag abgerechnet werden konnte. Eine Kostenüberschreitung ergebe sich hingegen bei der Digitalisierung der Wanderwege, fügte er an. Da sei man wohl etwas übereilt ans Werk gegangen. Ins Zentrum seiner Ausführungen rückte die anstehende Neugestaltung des Dorfplatzes bei der Kirche. Es habe sich gezeigt, dass die Erschliessung der Wohnzone Egg (mit 25–30 Wohneinheiten) hierher verlegt werden müsse aus verkehrs– und sicherheitstechnischen Gründen. Die Strasse entlang des vormaligen Schwesternhauses verlange nach einer Aufwertung, damit der zu erwartende Mehrverkehr bewältigt werden kann. Im Gegenzug werde die Zufahrt entlang der Kirche aufgehoben und durch einen Gehweg ersetzt. Der öffentliche Parkplatz wird neu organisiert und soll in etwa die selbe Anzahl Stellplätze erhalten. Einige Bäume könnten dereinst die Grünfläche beleben; der Brunnen soll an seinem Standort bleiben. Entlang der nördlichen Häuserzeile soll ein drei Meter breiter Streifen gepflästert werden. Gegenwärtig seien Verhandlungen mit den Liegenschaftsbesitzern im Gange. Zum Teil müssten Grundstücksgrenzen bereinigt werden durch Bodenabtausch, um allen gerecht zu werden, so Brülis­auer. Er gab sich zuversichtlich. Ein Kritiker aus der Runde mahnte an, die günstigste Lösung sei längerfristig nicht immer die beste. Ihm scheine das Vorhaben mit grossen Mängeln behaftet; der Platz vertrage keine Mehrbelastung. Kritisch angemerkt wurde auch, dass der Bezirksrat die Studie zulasten des Steuerzahlers in Auftrag gegeben habe. Guido Brülisauer konterte, diese Vorleistung von 12 500 Franken komme letztlich allen zugute. Natürlich werde man am Ende ein Perimeterverfahren durchführen und alle Profiteure angemessen belasten. Zunächst müsse nun das Detailprojekt ausgearbeitet werden, zu dem der Stimmbürger das letzte Wort haben werde.

Wasserversorgung in Nöten
Bezirksrat Albert Sutter gab einen Einblick in die Geschicke der Wasserversorgung. Er lobte die umsichtige Arbeit der Wasserwarte Sepp Knechtle und Jakob Signer, die rund vierzehn Kilometer Leitungsnetz, vier Reservoire und etliche Druckschächte zu betreuen haben. Dann machte er aufmerksam auf den wunden Punkt: Der Wiederbeschaffungswert der Anlagen beziffere sich mit zwölf Millionen Franken; dem stehe ein Restwert von nur 4,8 Mio. Franken (41 Prozent) gegenüber. Man müsste jährlich 210 000 Franken investieren oder ansparen, um den Fortbestand der Anlagen zu garantieren. Aktuell bestehe ein dringlicher Nachholbedarf von rund einer Million Franken – ein happiger Betrag gemessen an der geringen Anzahl Bezüger. Vordringlich sei die Sanierung aller Leitungen im Bereich Oberboden–Altweid, wo immer wieder Rohrbrüche auftreten. Das Projekt beziffere sich mit 345 000 Franken – «und fünf weitere liegen in der Schublade», mahnte Sutter an. Man habe Kontakt aufgenommen mit der Wasserkorporation Rüte, die bereits das Dorf Schlatt sowie die Weiler Leimensteig und Göbsi in ihr Netz integriert hat. Ein Übernahmeangebot sei in Arbeit, und man hoffe, auf diesem Weg die Lasten auf ein weit grösseres Teilnehmerfeld verteilen zu können. Sutter betonte, wenn dies dereinst bei der WKR zur Abstimmung komme, seien die Genossen der genannten Gebiete dringend gefordert, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.

Hoffen auf Wachstum
Regula Wild, die das Ressort Finanzwesen übernommen hat, zeichnete ein positives Bild. Schlatt–Haslen könne für das laufende Jahr mit einem Finanzausgleich im Umfang von 170 000 Franken rechnen. Erwartet werde zudem bei den Steuer­erträgen ein Plus von rund zehn Prozent; die Bautätigkeit und daraus resultierend das Wachstum beim Steuersubstrat stimmen sie zuversichtlich. Kurz erläuterte sie auch den anstehenden Wechsel in der Bezirksverwaltung. Annelies Sutter quittiert den Dienst per Ende des Jahres; die Ausschreibung einer 40– bis 50–Prozent–Stelle erfolgte dieser Tage. Aus der Runde wurde gefragt, weshalb das Pensum so hoch angesetzt worden sei. Gemessen an Sutters Bezügen zeichne sich ja wohl eine Verdoppelung ab. Der Verwaltungsaufwand werde immer grösser, wurde der Fragestellerin beschieden, das sei in den anderen Bezirken nicht anders. Guido Brülisauer merkte an, die Erwartungshaltung seitens der Bürger sei hoch: «Jeder will sofort eine Antwort auf seine Fragen.» Hauptmann Sepp Neff würdigte die Verdienste von Annelies Sutter, die zehn Jahre als Bezirksrätin amtete und dann sieben Jahre lang das Sekretariat betreute.

Planungswesen
Über den Stand der Planungen orientierte Bezirskrat Ueli Rechsteiner. Nach wie vor im Argen liege die Schutzzonenplanung, die durch diverse Einsprachen seit 2009 blockiert ist. Vorwärts gehe es aber mit den Quartierplänen Alte Linde, Böhl und Egg. Für letzteren habe der Bezirksrat den ersten Entwurf genehmigt. Ein besonderes Augenmerk gelte auch den Teilzonenplänen Vordergass und Strahlholz. Dort stehe ein Interessent in der Warteschlange – ein Gewerbler in Platznöten, der den Kanton nicht verlassen möchte. Der Hauptmann gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass man die Gewerbezone Enggenhütten ersatzlos habe fallen lassen. Würde sie heute noch als solche im Zonenplan geführt, könnte sie als Ersatzfläche für Umzonungen von der Landwirtschafts– in die Wohn– oder Gewerbezone andernorts dienen. Da sei man schlecht beraten worden.

Übel mitgespielt
Sehr ungehalten äusserte sich Sepp Huber, Rüti, vor der Versammlung in eigener Sache. Im Zusammenhang mit der Flurstrasse sei ihm übel mitgespielt worden; man habe ihm gar nahegelegt, seine Liegenschaft zu verkaufen, um die Bedürfnisse Dritter befriedigen zu können. Er nannte Namen und stellte einige Involvierte in die Ecke der Nichtsnutze. Sepp Neff versprach, sich der Sache persönlich anzunehmen. Bedauert wurde, dass nur ein Grossratsmitglied des Bezirks der Versammlung beiwohnte. Es sei darauf hinzuarbeiten, dass der Bezirksrat wieder vermehrt direkt im Parlament Einsitz nehme.

Text / Bild: App. Volksfreund, Rolf Rechsteiner

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