Alle wollen Handys, aber niemand will Antennen

Der Bezirk Schlatt-Halsen braucht dringend eine bessere Versorgung mit Telekommunikation

Kaum ein Gebiet in Innerrhoden ist wegen seiner Topografie für Mobiltelefonie und mobile Datennutzung so schlecht erschlossen wie der Bezirk Schlatt-Haslen. Das soll sich ändern. Eine Lösung könnte je eine Antenne in den Glockentürmen der Kirchen von Haslen und Schlatt sowie in der Kapelle in Enggenhütten sein.

 

Die Nutzung von Handys und anderen mobilen Geräten, welche die Daten «aus der Luft» empfangen, ist Teil des Alltags. Zu Hause und im Büro werden zudem leistungsfähige Glasfaseranschlüsse erwartet. Überall soll bester Empfang möglich sein. Dass dies aber nur geschieht, wenn Mobilfunknetzbetreiber auch Antennen realisieren können, beziehungsweise modernste Hausanschlüsse existieren, wurde einmal mehr auch an der Herbstorientierungsversammlung von Schlatt-Haslen deutlich. Alle wollen die Vorteile der modernen Telekommunikation nutzen, aber niemand will die dafür erforderliche Infrastruktur. Am Donnerstag informierten die Swisscom-Experten Andreas Zürcher (Festnetz) und Jack Meier (Mobilnetz) in der «Krone» in Haslen über die Möglichkeiten der Erschliessung des Bezirks.

Topografie als Hindernis
In einem Einführungsreferat zeigten die beiden Fachleute auf, wie die übertragenen Datenmengen in den letzten Jahren in einst kaum vorstellbare Dimensionen anstiegen. Nach einem kurzen Abriss über die Entwicklung und den Stand der Technik wandten sich Zürcher und Meier der Situation im Bezirk Schlatt-Haslen zu. Sie zeigten auf, dass verschiedene Faktoren dazu führten, dass das Gebiet noch immer schlecht erschlossen ist.
Ein Kriterium ist einerseits die Bevölkerungszahl, welche in Streusiedlungen in landschaftlich schöner, erschliessungstechnisch aber anspruchsvollem Gelände wohnt. Die Erschliessung mit besten Festnetzanschlüssen ist entsprechend mit grossem baulichem Aufwand verbunden. Andererseits erfuhren die 50 Anwesenden, dass Mobilfunknetzantennen nur in Bauzonen realisiert werden können.

Standorte in den Dörfern
Die Ausgangslage im Bezirk präsentiert sich so, dass eine akzeptable Erschliessung bereits mit drei Antennen möglich wäre. Idealerweise müssten diese möglichst nahe bei der grössten Zahl der Nutzer stehen. Andreas Zürcher liess sodann «die Katze aus dem Sack», als er darüber informierte, dass die Swisscom schon in Glockentürmen Antennen realisiert habe. Der Vorteil sei, dass die Anlagen sehr nahe bei den Nutzerinnen und Nutzern, jedoch für diese unsichtbar sind. Für den Bezirk Schlatt-Haslen würde dies bedeuten, dass die Bevölkerung sich einig sein müsste, dass die beiden Kirchen in Haslen und in Schlatt, aber auch die Kapelle in Enggenhütten, dafür dienen könnten. Ein Alternativstandort wäre noch im Gebiet Schiessegg (Schützenhaus) neben der Kantonsstrasse Haslen – Appenzell.

In der Diskussion wurden Wünsche und Ängste gleichermassen formuliert. Dabei wurde klar, dass selbst im landwirtschaftlich geprägten Bezirk Schlatt-Haslen die Zeit nicht stehen geblieben ist. Entsprechend befriedigt die heutige Situation nicht und schnelle Glasfaserfestnetzanschlüsse werden mit Vehemenz gefordert. Ob diese von der Swisscom oder einem anderen Anbieter (zum Beispiel SAK) realisiert werden, ist sekundär.

Je näher desto besser
In Bezug auf die 5G-Mobilfunk-Technik – in bereits heute genutzten Frequenzbändern – erfuhren die Anwesenden, dass die grösste Strahlenbelastung nicht von Antennen ausgeht, sondern von den Handys der Nutzerinnen- und Nutzer selbst, wenn sich diese weit weg von Antennen befinden. Illustriert wurde dies mit dem Hinweis, dass sich Akkus mobiler Geräte zum Beispiel in Haslen rascher leeren als in St.Gallen, wo weniger Energie für die Suche einer freien Kapazität aufgewendet werden muss. Und: Aus Sicht der Swisscom- Experten ist der Respekt vor den Antennen unberechtigt, da die Schweiz sowieso die strengsten Grenzwerte kennt.
Abschliessend wurde betont, dass die Swisscom Vorgaben der Breitband-Grundversorgung von Gesetzes wegen entsprechen müsse. Wenn dies weder mit Mobilfunkanlagen noch im Festnetzbereich mit Glasfaseranschlüssen möglich sei, müsse die Versorgung wie in anderen abgelegenen Gebieten über Satelliten in Betracht gezogen werden.

Bild & Text: Appenzeller Volksfreund, Hans Ulrich Gantenbein

 

Wasserversorgung, Museum, Finanzen und Feuerwehr

Zum Auftakt der öffentlichen Orientierungsversammlung informierten die beiden Hauptleute Sepp Neff (regierend) und Dominik Brülisauer (stillstehend), aber auch die weiteren Ratsmitglieder Albert Sutter, Matthias Renn und Albert Broger über in den letzten Monaten bereits abgeschlossene sowie aktuell noch laufende Projekte. Dabei wurde über den Abschluss der jüngsten Etappe der Bauarbeiten der Wasserversorgung Haslen-Enggenhütten, den Stand bei den Erschliessungsprojekten «Alte Linde» und «Egg» und den erfolgreichen Start des Museums Kommandoanlage Kästlis informiert. Thematisiert wurden auch Strassensanierungen und -reparaturen, das Bevölkerungswachstum und die über Budget fliessende Steuererträge, aber auch der Neuzuzügeranlass an der Chilbi sowie Investitionen bei der Feuerwehr. Deren Kommandant Magnus Gächter berichtete zudem über geleistete Einsätze.

 
Für die Mobilfunk-Erschliessung des Bezirks Schlatt-Haslen wären die Glockentürme der Kirchen von Haslen (Bild) und Schlatt sowie der Kapelle in Enggenhütten ideale Standorte.
 

Ueli Nef zum gescheiterten «Weg am Rotbach»

An der öffentlichen Herbstorientierungsversammlung wurde auch über das gescheiterte Projekt «Weg am Rotbach » informiert. Anwesend war auch Jagdverwalter Ueli Nef, der «mit dem Rücken zur Wand» von den Weg-Initianten als «Totengräber des Projektes» hingestellt wurde. Nef wehrte sich und informierte, dass nicht nur sein Amt wegen gesetzlichen und planerischen Vorgaben gegen das Ansinnen war, beziehungsweise Vorbehalte hatte. Das Gespräch mit ihm sei erst vor etwas mehr als einem Jahr gesucht worden, als schon viele Vorarbeiten geleistet waren. Der Innerrhoder Jagd- und Fischereiverwalter nutzte die Versammlung in der «Krone» von Haslen auch dafür, mitzuteilen, dass er unter «massivstem Druck» der Gemeinderäte von Gais und von Bühler gestanden sei, sich nicht gegen das Projekt zu stellen. Dabei sei der bestehende Wildkorridor im Bereich Strahlholz, der mit dem «Weg am Rotbach» unterbrochen worden wäre, lange vor seinem Amtsantritt behördenverbindlich in entsprechende Pläne aufgenommen worden.

Zurück