Gemalte Schätze in der Kirche Haslen entdeckt

Text: Vreni Peterer / Bild: Geri Breu

Die Teilnehmer der Führung durch die Kirche „Maria Hilf“ in Haslen werden das Gotteshaus in Zukunft sicherlich mit anderen Augen betreten.  Denn Niklaus Ledergerber, Präsident der Fachkommission Denkmalpflege Appenzell Innerrhoden, zeigte auf, dass die Wand- und Deckenmalereien nicht „nur“ Dekorationen sind, sondern Geschichten erzählen.

Europäischer Tag des Denkmals

„Orte haben eine bestimmte Farbigkeit und diese wiederum hat einen Einfluss darauf, ob wir uns in einem Raum wohl fühlen. Farbe ist nie neutral“, diese Sätze hat Bundesrat Alain Berset in den Führer zu den Europäischen Tagen des Denkmals geschrieben.

Diese fanden über das Wochenende statt und standen dieses Jahr unter dem Thema „Farben“. Ziel dieser Tage ist, in der Bevölkerung das Interesse an unseren Kulturgütern und deren Erhaltung zu wecken.

Zu den interessierten Zuhörern gehörten am Samstagmorgen auch Landammann Roland Inauen und Ottilia Dörig, die Leiterin des Innerrhoder Kulturamtes.

Ein wertvoller Bau

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche „Maria Hilf“ der Kirchgemeinde Haslen-Stein sei ein wertvoller Bau, den es sich denkmalpflegerisch zu schützen lohne, sagte Niklaus Ledergerber.  „Im Bewusstsein der Bevölkerung steht die Hasler Kirche bei vielen nicht an oberster Stelle“, hat Ledergerber festgestellt. Die Appenzeller Kirche St. Mauritius oder St. Josef in Schlatt würden oft vorher genannt.

Dabei berge „Maria Hilf“ einen grossen Schatz von Malereien namhafter Künstler in sich. Als Beispiel nannte er die prächtig gemalte Decke, die nach dem Vorbild der weltbekannten Decke im Hildesheimer Dom, das alte Paradies (Adam und Eva) mit dem neuen, durch die Geburt Jesu erreichten Paradies verbindet.

Früher seien die Dekorationsmalereien in den Kirchen dezent und zurückhaltend gewesen, so der Denkmalpfleger. Kräftige Farben wie Königsblau oder Purpurrot seien selten gewesen, da sie sehr teuer waren und oft schnell vergilbten. Die Weiterentwicklung in der Farbenindustrie habe den Kirchen später ermöglicht, farbenprächtiger zu malen, wie es  auch in der Kirche Haslen getan wurde.

In dieser Zeit sei es sehr wichtig gewesen, grosse Räume mit erschwinglichen Preisen malen zu können. Die Dekorationsmalereien in der Kirche „Maria Hilf“ üben auf viele Besucher eine grosse Faszination aus, so Niklaus Ledergerber.

Ein Geschenk der Appenzeller

Als Besonderheit der Hasler Kirche bezeichnete er das Gnadenbild des Appenzeller Künstlers Hans Bildstein. Dieses Bild besitze noch heute eine grosse Anziehungskraft auf die Bevölkerung. Es zeigt die sitzende Muttergottes, die auf der rechten Seite das Jesuskind hält. Es handelt sich dabei um ein Geschenk der Appenzeller. In einer grossen Prozession wurde das Bild 12. Oktober 1649 nach Haslen gebracht.

Niklaus Ledergerber erzählte in seinem lebendigen Referat auch über den Bau der Hasler Kirche. Der Anstoss, beziehungsweise der Wunsch nach einer eigenen Kirche sei von der Hasler Bevölkerung aus gekommen. Lange Diskussion habe es auf verschiedenen Ebenen über den Standort gegeben. Als man sich darüber endlich einig war, begannen am 20. Oktober 1648 die Fronarbeiten unter starker Anteilnahme der Innerrhoder Bevölkerung „Der Bau der Kirche Haslen war ein Gemeinschaftswerk“, umschrieb es der Denkmalpfleger. Als ein Beispiel nannte er, dass Waldbesitzer Holz für die Kirche spendeten.

Am 14. April 1649 segnete der Appenzeller Pfarrer Abraham Fässler den Grundstein, am 26. Oktober des gleichen Jahres wurde der erste Gottesdienst in der Hasler Kirche gefeiert.

Auf dem Weg zum Neubau

Im zu Ende gehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Zeit der Kirchenrenovationen im Gange, davon betroffen war auch die Ostschweiz. Auch die Pfarr- und Wallfahrtskirche in Haslen wurde in dieser Zeit neu gebaut. Nebst der Erneuerung wurde auch eine Vergrösserung geplant.  

Als Architekt beauftragt wurde August Hardegger, ein „Architekten mit Stil und Prinzipien“, wie es im Kirchenführer heisst.  Schon 1892 begann er mit der Ausarbeitung eines Bauplanes . Im Verlaufe der Jahre reichte er insgesamt 5 Projekte ein, die jedoch zu grossen Meinungsverschiedenheiten führten und die Gemeinde teilten. Gewählt wurde schliesslich für das Hasler Gotteshaus der neuromanische Stil.

Wegen der finanziellen Situation konnte mit dem Bau jedoch nicht sofort begonnen werden. 1905 wurde die Kirche geweiht, die Ausstattung im Inneren war allerdings noch nicht vollendet. Einzig die Decke des Mittelschiffes war gemalt, die drei Apsiden, die Wände des Mittelschiffs sowie die Gewölbe der Seitenschiffe waren noch völlig kahl. Die Innenraumausmalung war erst 1927 vollendet.

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